Ich bin ein Bürger von überall & nirgends, der nach seiner Haarfarbe beurteilt wird. – ein Gastbeitrag von Tom Cyrus, gebürtiger Iraner, wohnhaft in Berlin

Ich bin ein Bürger von überall  & nirgends, der nach seiner Haarfarbe beurteilt wird.

Wenn ich Gutes für Deutschland tue, würden mich die Menschen hier als netten deutschen Atheisten beschreiben. Tue ich jedoch etwas falsches oder würde straffällig werden, so würde man mich einen iranischen Moslem nennen.

Man fragt mich ständig, wo kommst Du her?

Bist du ein Muslime? Trinkst Du eigentlich Alkohol? Wie kann es sein, dass Du als Iraner ein Atheist bist? Ihr seid doch alle Moslems.

Ich wünschte, jemand würde mir eines Tages mal folgende Frage stellen:

Stelle dir einfach mal vor, eines Tages würde es einen Krieg zwischen Iran und Deutschland geben. Für welche Seite würdest Du kämpfen?

Meine Antwort wäre diese:

Für keine der beiden Seiten. Ich verließ mein Heimatland um Frieden zu finden als Säkularist und Atheist. Leider habe ich diesen bisher nicht gefunden. Ich werde beurteilt anhand meiner Haarfarbe und Herkunft.

Vor einigen Tagen sagte jemand in der U-Bahn in Berlin zu mir:

“ Bitte verlasse mein Land, Du scheiß Moslem!“ (… zumindest sagte er bitte!)

Ein Soldat kämpft nicht nur um die Integrität seines Landes und deren Grenzen  zu bewahren, er Opfert unter Umständen auch sein eigenes Leben,  um die anderen Leben zu schützen.

Warum sollte ich also für den Iran oder Deutschland etwas verteidigen, wenn mich keines dieser Länder als Landsmann sieht.

Für das eine Land und deren Regime bin ich ein Säkularist und Atheist und niemand würde mich verteidigen oder sich für mich einsetzen.

In dem anderen Land hingegen glaubt leider nahezu die Mehrheit, dass jeder mit schwarzen Haaren ein Muslim und somit zeitgleich nichts weiter wie ein Terrorist ist.

Alles was ich möchte ist Teil einer Gesellschaft zu sein, wo mich meine Mitmenschen, als Landsmann sehen.
So wie ich sie als meine Landsmänner sehe.

Tom Cyrus (Toomaj Fraidoony)

Tom Cyrus is an Iranian-born marketing theoretician, strategist and author residing in Germany. He is one of the most recognized marketing experts in Iran who has spent most of time and concentration on marketing in the Middle East. In July 2012, Al Ries referred to him as the most capable marketing specialists in the Middle East. In September 2012, the magazine Business World, which is published in Iran, also introduced him as the most capable marketing expert in the Middle East.

Following what he used to teach to others in the field of global marketing, he changed his name from Toomaj Fraidoony to Tom Cyrus in 2010. However, he does not believe in the localization of the marketing.

One of his most important activities is interviewing with prominent marketing experts from all over the world, analyzing and scrutinizing marketing in the field of promotion in the Middle East and publishing it in the media of the region.

 

 

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COMMENTS to Lidia Nachbaur

  1. Lieber Tom Cyrus,
    willkommen als Landsmann, Mitbürger, Atheist, Säkularist, Humanist.

    Bitte entschuldige, wenn viele Mitbürger dich in eine falsche Schublade einordnen. Ich finde, unsere Medien und Führungspersönlichkeiten könnten mehr dafür tun, nicht solche Kategorien wie Muslim mit einem arabischen Herkunftsland zu verknüpfen. Viele die zu Khomeinis Zeiten kamen und viele die heute als Flüchtlinge kommen, verlassen ihr Land weil sie aus religiösen Gründen fliehen oder weil sie nicht mehr an die vorherrschende Religion glauben, aber als Atheist sich nicht outen könne.
    Hoffentlich fühlst Du dich einigermaßen wohl und bleibst bei uns. Wer die deutsche Sprache so gut beherrscht wie Du ist sehr wahrscheinlich auch gut integriert und wahrscheinlich auch schon länger bei uns. Ich unterstelle, dass Du unsere Werte – Freiheit, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Grundgesetz schätzst und mithilfst diese Werte zu verteidigen. Wenn nicht mit der Waffe, so doch mit Wort und Tat.

    Mit freundlichen säkularen Grüßen, Werner

  2. Hi Tom, I can understand and follow your feelings. Although, being a german citizen with migration origin, I made also my experience in Germany and other countries. First, when you move to another country, it takes at least 10 years until you have the feeling of “being home“. This is independent of the country you move in and your origin, including colour of your skin, eyes or hair. And, yes the drama of being a migrant is that for quite a long period, you don’t have a country, you don’t fit nowhere.
    It costs a lot of energy to go through this process.
    yes, it is true that Germans ask often where are you from, but it doesn’t mean undoubtedly discrimination. I don’t think Germans are more anti foreigners than other nationalities. Nowdays, the reality shows even that integration of foreigners hasn’t been bad at all in Germany compared with other countries. It doesn’t mean that everything is great, but at least it is quite clear that Germany is one of the best countries for foreigners to live in and Berlin one of the top cities.
    Currently, there is a lot of energy in this world to separate people and to play people against each other. And allow me to advise you that it is the role of people like you and me to be tolerant, to explain and to build bridges.
    I know that it is not always easy, but don’t take comments personally. Try to take the “bad opportunities“ to establish dialogue. Take it as a mission. You are fortunate that you can make this experience. Stay positive!

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